Sohn von Helmuth James Graf von Moltke zu Gast im Gymnasium Auersperg

Zeitzeuge berichtet vom Widerstand

Als sein Vater Helmuth James Graf von Moltke im Salon des Landgutes Kreisau in Niederschlesien Pläne für eine Neuordnung Deutschlands nach dem Krieg schmiedete, saß er oben im Kinderzimmer und spielte: Helmuth Caspar Graf von Moltke war als Kind nah dran an den Treffen der von der Gestapo "Kreisauer Kreis" genannten bürgerlichen Widerstandsgruppe. Gestern berichtete er im Passauer Gymnasium Auersperg vom Wirken seines Vaters.

Der 1937 geborene Helmuth Caspar Graf von Moltke lebt heute in den USA und in Kanada. In diesen Tagen hält er sich in Passau auf, da heute bei ein

Von Moltke skizzierte den Werdegang seines Vaters. Als die Nazis 1933 an die Macht kamen, war Helmuth James Graf von Moltke ein junger Jurist. Ab 1939 arbeitete er als Berater für Völkerrecht in der Wehrmacht. Eine paradoxe Aufgabe, wie sein Sohn sagte, weil die Nazis ständig gegen dieses internationale Recht verstoßen hätten. Ab 1940 fanden auf dem Landgut Kreisau (heute: Krzyzowa in Polen) die Treffen der Widerständler statt. Anfang des Jahres 1944 verhafteten die Nationalsozialisten Helmuth James Graf von Moltke, so dass er während Claus Schenk Graf von Stauffenbergs Attentat auf Hitler am 20. Juli "im Gefängnis saß", wie sein Sohn den Schülern erklärte.

In den Prozess am Volksgerichtshof in Berlin gegen von Moltke im Januar 1945 ließ der Sohn seine Zuhörer dann tiefer eintauchen, indem er aus den Briefen seines Vaters an seine Mutter las. Helmuth James Graf von Moltke führt darin die Vorwürfe von Richter Roland Freisler gegen ihn aus. Diese Passagen sollten den Schülern einen Eindruck vermitteln, "wie es in politischen Gerichten war", wie von Moltke erklärte, dass dort die Richter nicht "wirklich Recht sprachen" wie heute in Deutschland.

Zirka 45 Minuten sprach Moltke, genauso viel Zeit blieb für Fragen. Für sehr unterschiedliche Dinge interessierten sich Schüler und Lehrer, vom persönlichen Werdegang über die Rolle der Kirche im Widerstand bis hin zu seiner Einschätzung des Gefängnisses Guantanamo. Von Moltke beantwortete alle Fragen offen und ausführlich. Mit am stärksten beeindruckt haben seine Zuhörer wohl seine Erläuterungen, warum sein Vater ein Attentat auf Hitler abgelehnt habe − wegen Bedenken, einen neuen Staat mit einem Tyrannenmord zu begründen und der Angst vor einem Wiederaufleben der Dolchstoßlegende.

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