Studienfahrt der 11ten Klassen nach Berlin und Weimar

BerlinWeimar 05Begonnen hat unser Berlin-Besuch mit einem ersten Stadtrundgang am Sonntagabend. Vom Reichstagsgebäude vorbei am Brandenburger Tor und am Holocaust-Denkmal sind wir in zwei Gruppen bis zum Bahnhof Friedrichstraße gekommen. Jeweils zu zweit haben alle vorher kurze Referate vorbereitet und sie dann vor Ort gehalten. So erfuhren wir zum Beispiel etwas über das Bundeskanzleramt, aber auch über Alexander und Wilhelm von Humboldt und das neue Stadtschloss in Berlin. Nach der langen Fahrt waren wir zwar erschöpft, der Spaziergang jedoch hat die Neugier auf das geweckt, was uns in den nächsten Tagen erwartete.

DAS GETEILTE BERLIN

Am Montag waren wir unter anderem in Hohenschönhausen im ehemaligen Stasi- Gefängnis. Durch die Führung eines Historikers konnten wir gut nachvollziehen, unter welchen schweren Bedingungen und erschreckenden Umständen die Inhaftierten leben mussten. Beeindruckend dabei war, dass durch totale Verwirrung und Manipulation niemand eine Ahnung hatte, wo er überhaupt ist. Häftlinge aus Berlin wurden stundenlang in einem fensterlosen Fahrzeug umhergefahren, damit sie ihre Orientierung verloren. Im Gefängnis sahen sie dann nie einen Mitgefangenen und konnten sich nicht unterhalten. Sehr eindrücklich war auch, dass die Mitarbeiter durch ganz verschiedene Maßnahmen den Inhaftierten ein Geständnis entlocken wollten. Zunächst durch physische Folter, dann durch psychische und mentale Folter und Manipulation.  

Die emotionalen Abschiede und Wiedervereinigungen, die im Palast der Tränen am Bahnhof Friedrichstraße dokumentiert werde, berührten uns zutiefst. Es war bewegend, zu erfahren, wie die Teilung das Leben der Menschen geprägt hat. Letztendlich hinterließ der Palast der Tränen bei uns einen bleibenden Eindruck als Symbol der menschlichen Erfahrungen und der Hoffnung auf Einheit und Versöhnung.

Auch der Mauerpark an der Bernauer Straße erinnert an die Zeit der deutschen Teilung. In der Mitte des Parks kann man Fotos der verstorbenen Personen betrachten und dabei ihrer gedenken. Man kann schnell anhand der Fotos und der Todesdaten erkennen, dass viele junge Menschen bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommen sind. Familie und Freunde ehren die Toten noch heute mit Blumen. Daneben stehen einige Infotafel, die den Mauerbau dokumentieren. Der Mauerpark ist eine wichtige Gedenkstätte, da es uns an die tragische Zeit erinnert, die sich nicht wiederholen darf. Wenn man nach Berlin reist, sollte man die Gedenkstätte besuchen, da sie ein wichtiger Teil in der deutschen Geschichte zeigt.

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SHOA-GEDENKEN IN BERLIN

Während des Stadtrundgangs haben wir das Holocaust-Denkmal neben dem Brandenburger Tor besichtigt. Von außen sahen die grauen Betonklötze wenig ansprechend aus. Wenn man aber zwischen den Stehlen die Orientierung verliert und mit einmal alleine zwischen haushohen Betonklötzen steht, dann macht sich ein Gefühl der Beklemmung breit und man versteht, wie das Denkmal funktioniert. Neben diesem Denkmal stand auch die Besichtigung des Jüdischen Museums auf dem Programm.  

Beim Betreten des Museums beeindruckte uns sofort die spektakuläre Architektur, entworfen von Daniel Libeskind. Das Gebäude zeichnete sich durch schräge Wände und unregelmäßig geformte Räume aus. Besonders interessante Bereiche waren der „Holocaust-Turm“, der „Garten des Exils“ und der Raum „Gefallenes Laub“, die architektonische Konzepte waren, um die Besucher zum Nachdenken anzuregen. In anderen Räumen wurden zudem Objekte von Holocaust-Opfern gezeigt und aktuelle Fragen zum Judentum in unserer Gesellschaft diskutiert. Ein Museumsführer begleitete uns und erklärte uns die Details. Insgesamt war der Besuch im Museum eine äußerst faszinierende Erfahrung. 

POLITISCHES BERLIN

Am Dienstagvormittag waren wir voller Vorfreude, da wir die Gelegenheit hatten, einen Abgeordneten des Bundestags zu treffen. Wir begaben uns ins Paul-Löbe-Haus, direkt neben dem Reichstagsgebäude. Nach einer kurzen Wartezeit und einer Sicherheitskontrolle (bitte kein Pfefferspray mitnehmen!) betraten wir schließlich das imposante Gebäude und wurden freundlich von einer Assistentin von Johannes Schätzl (SPD) empfangen. Als Herr Schätzl endlich kam, gewann er sofort unsere Sympathie, nicht zuletzt aufgrund seines heimischen Dialekts, den einige von uns schon vermisst hatten, denn Herr Schätzl stammt aus Hauzenberg. Er vermittelte uns einen Einblick in den Alltag eines Abgeordneten und beantwortete all unsere Fragen, angefangen von der Bezahlung eines Abgeordneten bis hin zu grundlegenden Abläufen wie Sitzungswochen mit Plenum und Ausschüssen sowie Wahlkreiswochen. Das Gespräch mit einem Mitglied des Bundestags war für uns alle äußerst spannend. Wir möchten uns herzlich dafür bedanken, dass er sich die Zeit für uns genommen hat, und wünschen ihm nur das Beste für die Zukunft.

Nach dem Besuch im Paul-Löbe-Haus waren wir im Bundestag in Berlin. Nach einer erneuten Sicherheitskontrolle und einer kurzen Begegnung mit Friedrich Merz (Parteivorsitzender der CDU) wurden eine Gruppe zu einem hochinteressanten Vortrag in den Plenarsaal geführt, während die andere Gruppe eine Führung zur Architektur und zur Geschichte des Hauses hörte. Wir erfuhren spannende Details, die im Fernsehen nicht zu sehen sind, wie zum Beispiel die Funktion der Telefone in den vorderen Reihen des Saals. Der ganze Besuch wurde mit einem wunderschönen Blick über Berlin von der Glaskuppel abgerundet.

Das Warten im Reichstagsgebäude auf die Auffahrt zur Reichstagskuppel, die Sir Norman Foster designt hat, hat sich definitiv gelohnt, denn oben angekommen, konnte man auf einer Art Plattform einen endlos scheinenden Blick über die Stadt Berlin genießen. Des Weiteren konnten sich die schwindelfreien Schülerinnen und Schüler dort zum Aufstieg auf die rund 23m hohe und 40m breite Kuppel begeben.

KULTUR IN BERLIN

Im Pergamon Panorama bekam man einen Einblick in das Pergamon der Antike, eine in der heutigen Türkei liegende Stadt, auf wortwörtlich verschiedenen Ebenen. Beim Betreten der Ausstellung konnte man verschiedene antike Statuen sowie Teile des Telephosfries betrachten, die in der Antike zu dem Pergamonaltar gehörten. Im nächsten Raum wurde die komplette 360° runde Wand als Leinwand für die detailreiche Darstellung Pergamons aus dem Jahre 129 n.Chr. genutzt. In der Mitte des Raumes stand ein Turm mit vier rundum begehbaren Ebenen, von denen aus man das Kunstwerk genau betrachten konnte. Der Anblick wurde durch passende Geräusche, wie Vogelzwitschern, Feuerknistern oder Regengeräusche, sowie einem fortlaufenden Tageszyklus unterstützt, was das Ganze zu einer hautnahen und realistischen Erfahrung machte.

Die Neue Nationalgalerie in Berlin ist eine Ikone der klassischen Moderne. Der Eingang ist fast leer und um Ausstellungen besichtigen zu können, muss man sich auf den Weg in den Keller machen. Dort kann man die Kunst des 20. Jahrhunderts begutachten. Eine weitere Besonderheit ist, dass sich ein Skulpturengarten in der Mitte des Gebäudes befindet. Die Galerie ist sehr eindrucksvoll, da ein Künstler auf den anderen trifft und dabei nicht unbedingt darauf geachtet wird, dass der Stil gleich ist: Ein Gemälde bestehend aus Nägeln von Günther Uecker trifft zum Beispiel auf Bilder des Pop Art Künstlers Andy Warhol. Die neue Nationalgalerie ist nicht nur für Kunstinteressierte empfehlenswert, denn bei so viel verschiedenen Anschauungsobjekten, kann das Interesse von jedem geweckt werden.

Für den Montagnachmittag organisierte Frau Kühlmann ein Gespräch mit den beiden jungen Designern des modernen Café Blumentals in Kreuzberg. Die zwei studierten Graphikdesigner erklärten bei Snacks und Getränken äußerst interessant ihren Schaffensprozess der modernen, kreativen Inneneinrichtung des lichtdurchfluteten Cafés: von der Auswahl der Farben, die im weißen Raum Akzente setzen, über die Verwendung großer Zimmerpflanzen bis hin zur Verwendung von Plexiglas zur Erzeugung von jeden Tag anderen Lichtreflexionen an der Wand. Begeisternd!

WEIMARER NATIONALTHEATER 

Am Mittwochabend besuchten wir das Theaterstück „Die Buddenbrooks“ nach dem bekannten Roman von Thomas Mann im Weimarer Nationaltheater, dem Ort, an dem die Nationalversammlung die Weimarer Republik gründete. Die Highlights dieser Inszenierung war auf jeden Fall die sehr moderne Darstellung durch unterschiedliche Medien und Ausdrucksarten. Zu Beginn gab es eine kleine Einleitung in die Familiengeschichte vorgetragen von Christian Buddenbrook, der lieber Schauspieler werden wollte, statt das Familiengeschäft weiterzuführen. Hierbei fanden wir den Einbezug des Publikums sehr spannend, aber vor allem auch lustig. Das Stück hatte drei Teile, die den drei Geschwistern Christian, Toni und Thomas Buddenbrook gewidmet waren. Christian war im ersten Teil Alleinunterhalter wir in einem Varieté, Tonis Geschichte wurde in Form eines Films gezeigt. Das Besondere war dabei, dass die Schauspieler aus dem Film und auch die Kulisse nach und nach real wurden. Auch später wurden immer wieder Teile gefilmt und in Echtzeit auf der Bühne gezeigt. So sah man die Schauspielenden zum Beispiel auch, wenn sie hinter der Kulisse verschwanden. Unserer Ansicht nach war das dreistündige Stück voller aufregender und erstaunlicher Szenen. Interessant waren auch die Kostüme, die die Schauspielenden wie Comic-Figuren wirken ließen, so stark waren sie überzeichnet. Auf dem Heimweg nach diesem gelungenen Abend gab es noch viele Gespräche über die verschiedenen Aspekte des Stücks. 

WEIMAR

Während wir durch die historische Innenstadt von Weimar geführt werden und uns die architektonisch beeindruckenden Gebäude besichtigen, fiel uns auf, dass die Stadt nicht nur mit der Architektur punkten kann, sondern auch mit den malerischen Landschaften im Park an der Ilm, in dem neben einer historischen Ruine, die als Ruine inszeniert wurde, um auf die Vergänglichkeit aufmerksam zu machen, auch Goethes Gartenhaus zu sehen war. Wir hörten viele interessante Fakten rund um die Stadt und deren wichtigste Persönlichkeiten Herder, Wieland, Goethe und Schiller.

BAUHAUS WEIMAR

„Was hat Kunst mit Demokratie zu tun?“ mit dieser Frage haben wir uns in der Führung durch das Bauhaus Weimar beschäftigt. Während der Zeit der Weimarer Republik wurden hier angehende Designerinnen und Designer von Handwerksmeistern und Künstlern unterrichtet. Ziel war es, ein Design für Alltagsgegenstände wie Tische, Stühle, Geschirr und Textilien zu entwickeln, dass sich jeder leisten konnte. Auch für einfache Arbeiter sollte so eine gestaltete Umgebung möglich sein. Am Bauhaus durften in den 20er Jahren auch Frauen studieren. Nachdem der Frauenanteil auf mehr als 50% angewachsen ist, hatte man Bedenken, dass die Professionalität leidet. Frauen durften später nur noch „weibliche“ Fachrichtungen wie textiles Gestalten und die Herstellung von Spielzeug gewählt werden.

GOETHE IN WEIMAR

Goethe war einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller, Dichter, Gelehrter und Wissenschaftler, dies erfuhren wir bei einer Führung durch das Goethe-Nationalmuseum. Er verfasste aber auch ca. 1770 Liebesbriefen an Charlotte von Stein, die nur ein paar Meter weiter wohnte. Diese Liebesbriefe analysieren heute Wissenschaftler um zum Beispiel auch Daten über das Wetter und über andere Ereignisse zu erhalten. Im Goethemuseum waren die verschiedenen Facetten in Goethes Leben in einzelnen Räumen ausgestellt und man konnte sehen., dass Goethe auf fast allen Gebieten außergewöhnliche Leistungen vollbrachte: als Politiker erhielt er zahlreiche Ämter von seinem Freund Karl August, dem Herzog von Weimar, als Naturwissenschaftler sammelte er Steine und formulierte eine Theorie zur Farbwahrnehmung. Goethe war aber auch ein begabter Maler und natürlich der bekannteste deutsche Dichter.

Johann Wolfgang von Goethe lebte lange in Weimar. Die Besichtigung seines Wohnhauses, in dem einige Zimmer im originalen Zustand erhalten sind, war beeindruckend. Es bietet einen Einblick in Goethes Leben und Werk. Die Räume haben unterschiedliche Farben, die verschieden Gefühle beim Betreten des Hauses auslösen sollen. Das Gebäude wirkt so sehr authentischer und vermittelt einen Ort des Wohlfühlens. Besonders auffällig sind die Treppenstufen des Hauses. Diese sind nämlich sehr flach und bewirken ein „erhebendes Gefühl“. Ein persönliches Highlight war die Büsten-Sammlung und definitiv der wunderschöne Hausgarten, der einen vor allem bei Sonnenschein zum Spazieren einlädt. Im Garten wurden damals einige Sachen, wie Kartoffeln und Spargel, angepflanzt. Heute jedoch ist der Garten geschmückt mit blühenden Blumen und geprägt von einer angenehmen Atmosphäre. Insgesamt kann man sagen, dass das Goethe Wohnhaus ein schönes, historisches Gebäude ist, bei dem es sich definitiv lohnt einen Besuch miteinzuplanen, wenn man in Weimar ist, um die historischen Aspekte des Hauses kennenzulernen und die einladende Atmosphäre wahrzunehmen.

ANNA-AMALIA IN WEIMAR

Die Amalia Bibliothek in Weimar ist eine bedeutende kulturelle Institution, die nach Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar benannt ist. Sie beherbergt eine reichhaltige Sammlung von Büchern, Manuskripten und anderen kulturellen Artefakten. Die Bibliothek ist sowohl für ihre historische Bedeutung als auch für ihre architektonische Schönheit bekannt und zieht jedes Jahr Tausende von Besuchern an.

Interessant ist hierbei, dass ein Brand 2004 ein Großteil der Bücher zerstört oder beschädigt hatte. Nach dem Brand begann man, die Überbleibsel der verbrannten und sehr zerbrechlichen Bücher zu restaurieren. Voraussichtlich werden erst im Jahr 2030 alle beschädigten Bücher restauriert sein. Das Engagement Anna Amalias für Bildung und Kultur macht Weimar bis heute zu einem sehr wichtigen kulturellen Zentrum in Deutschland und darüber hinaus.

Anna Amalia lebte nach dem Brand in ihrem Stadtschloss im sogenannten Wittums Palais, eine großzügige Stadtvilla mitten in Weimar. Dort erfuhren wir, dass die damals 18-jährige Anna-Amalia schon zwei Kinder hatte und Witwe war, als sie das Haus kaufte. Später, nachdem ihr Sohn Carl-August die Regentschaft übernommen hat, konnte sie sich ihren Hobbys widmen. Ihre liebsten Beschäftigungen waren das Malen und das Musizieren. Dafür hatte sie eigene Zimmer in ihrem Haus eingerichtet und dort verbrachte sie meiste Zeit. Es war schön, zu sehen und zu hören, wie eine Frau ihr Leben glücklich und zufrieden nach ihren Interessen gestalten konnte.

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