Freudenhain gedenkt lauschend der Opfer des Nationalsozialismus
Am 9. November jährte sich heuer nicht nur zum 35. Mal der Mauerfall, sondern auch zum 86. Mal die Reichspogromnacht. Spätestens an diesem Novembertag musste 1938 jeder im Dritten Reich erkennen, dass die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten Gefahr für Leib und Leben für die deutsche jüdische Bevölkerung bedeutete.
Anlässlich dieses Jahrestages und zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus folgten daher die Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse dem Online-Vortrag der Holocaust-Überlebende Ruth Melcer über ihr Leben.
Ryta (später: Ruth) Melcer, geb. Cukierman, wurde 1935 im polnischen Tomaszów Mazowiecki, einer Kleinstadt nahe Lodz geboren. Sie war vier Jahre alt, als die deutsche Wehrmacht in Polen einmarschierte, und neun Jahre alt, als sie die Befreiung im KZ Auschwitz erlebte. Ab 1942 wurde Ruth Melcers Familie in Ghettos und schließlich in einem Arbeitslager zur Arbeit gezwungen. 1944 wurde die Familie nach Auschwitz deportiert. Ruth kam mit ihrer Mutter nach Birkenau. Sie überlebte, weil eine Blockälteste sie in ihrem Verschlag vor Josef Mengele versteckt hatte. Ihr jüngerer Bruder wurde zusammen mit anderen Kleinkindern am 8. November 1944 ermordet. Die Befreiung durch die Rote Armee erlebte Ruth „wie eine Fata Morgana“; wie durch ein Wunder fand sie später sogar Mutter und Vater wieder.
Die Veranstaltung fand in Kooperation der Friedrich-Ebert-Stiftung mit Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V., dem NS-Dokumentationszentrum München und Public History im Kulturreferat der Landeshauptstadt München, sowie der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz statt. Ca. 200 Schulen nutzten die Gelegenheit, dem Vortrag Melcers online zu folgen, d.h. ca. 4000 Schülerinnen und Schülern hörten den bedrückenden Worten der Holocaust-Überlebenden aufmerksam zu. Jeder spürte, dass die Erinnerungen Ruth Melcer trotz so langer Zeit noch immer zu schaffen machen, dennoch sieht sie hochbetagt ihre Aufgabe darin, von den Gräueltaten, die sie erleben musste zu erzählen, um gegen Holocaustleugner zu kämpfen und damit so etwas NIE WIEDER geschieht.
Stephanie Holly