Konferenz der Tiere – Alles für uns Kinder
Die Theatergruppe der Unter- und Mittelstufe des Auersperg Gymnasiums führte eine Bearbeitung des Kästner Klassikers auf.
Es herrschte große Neugierde in Freudenhain: Was wird die Leitung der Theatergruppe Unter-/Mittelstufe sich dieses Jahr wieder einfallen lassen? Welcher Roman wird denn dieses Mal als Vorlage für die Aufführung dienen?
Seit Jahren leitet Ursula Kraft die Theatergruppe der Unter- und Mittelstufe in Freudenhain mit großem Erfolg. Dafür sucht die Oberstudienrätin geeignete Kinderromane aus und schreibt sie zu Theaterstücken um. Dieses Jahr war es der Klassiker „Konferenz der Tiere“,den Erich Kästner 1949, zu Beginn der jungen BRD verfasste und der das politische Scheitern um den Weltfrieden ins Visier nimmt: Da die Menschen es nicht schaffen, beschließen die Tiere, sich der Sache in einer Konferenz anzunehmen. Wie brisant dieser Stoff ist, zeigte die junge Theatertruppe von Freudenhain mit dieser Umarbeitung eindrücklich.
Gleich zu Beginn der Aufführung wurde uns Erwachsenen der Spiegel vorgehalten und man durfte sich durchaus etwas schämen, denn der Börsenkurs und ein stabiler Goldpreis ist den Mächtigen auf ihrer Konferenz wichtiger als der Weltfrieden und das Überleben aller Kreaturen dieser Erde. Wie es auf der Erde zugeht, verkündet in nüchterner Berichterstattung eine Tagesschausprecherin und zählt auf: Buschfeuer in Australien, gesunkene Flüchtlingsboote im Mittelmeer, Hitzetote in Indien, Saudi-Arabien und Griechenland, Hochwasser in Passau.
Aus allen Erdteilen machen sich daher Tiere auf, um sich im Hochhaus der Tiere zu ihrer Konferenz zu treffen, weil ihnen die Menschenkinder leidtun und sie diese retten wollen. Da robbt eine Raupe aus ihrem Wald, ein Hai durchschwimmt den Atlantik, ein Stier, ein Papagei und viele kleine Mäuse eilen herbei und auf einer Eisscholle rudern ein Walross, eine Eisbärin und ein kleiner Pinguin zur Konferenz und bringen sich selbst dabei in Gefahr, weil ihr kleines Eiland aus Eis dank Klimawandel langsam dahinschmilzt.
Doch auf ihrer Konferenz geraten auch die Tiere in Streit darüber, was zu tun ist gegen den Meeresspiegelanstieg, gegen Waldbrände und Hungersnöte. Letztendlich beschließen sie den Menschen ihr Liebstes zu nehmen, nein nicht ihre Autos, sondern ihre Kinder. Diese werden kurzerhand entführt und die Erwachsenen müssen endlich die Gefährdung der Erde und damit die Problematik ihres Handelns erkennen, zumal am Ende ein großer Teil der jungen Schauspieler als Demonstranten auf der Bühne steht, mit Plakaten und Bannern Kinderrechte einfordert und skandiert: Es ist unsere Zukunft! Alles für die Kinder!
Trotz des ernsten Themas gab es aber auch viel zu schmunzeln für das Publikum, wenn die Reporterin bei den Horrormeldungen statt mit einem Mikro, mal mit einer Gurke, dann mit einer Paprika oder einem Broccoli-Strunk auf die Bühne trat. Wenn Klischees aufgebrochen wurden, indem bei Familie Elefant und bei Familie Giraffe die Väter das Geschirr spülen und Papa Löwe sich für die Konferenz noch schnell die Mähne frisch blondieren und ondulieren lässt. Wenn die Tiere mit Wenigem auf ihr Wesentliches reduziert wurden und trotzdem klar erkennbar waren; so reichte eine Pelztasche vor dem Bauch für das Känguru, eine Pappflosse auf dem Rücken für den Hai, ein Frack für den Pinguin und eine große rote Feder für den Papagei.
Der langanhaltende Applaus gepaart mit betretenem Schweigen zeigt, dass das Publikum großes Gefallen an der Aufführung gefunden hat, aber auch, dass die Botschaft des Theaterstücks bei dem ein oder anderen Besucher sicherlich ihre Wirkung hinterlassen hat.
Stephanie Holly
Fotos: Ursel Kraft