Freudenhain IM Gespräch: Lebendige Französischstunde: Besuch aus dem Senegal
Am 18. Juli 2014 durften die Französischschüler der 10. und 11. Klassen einen weitgereisten Gast empfangen. Herr Lothar Schramm vom Rotary-Club brachte den Lehrer und Journalisten Carim Camara aus dem Senegal mit, der sein Heimatdorf Dindefelo auf Französisch vorstellte.
Der Passauer Club unterstützt seit Jahren dieses westafrikanische Dorf und hat dort schon zahlreiche Projekte angestoßen. Das Geld aus Passau floss unter anderem in den Bau eines Frauenhauses, in ein Hühnerprojekt, Schulmaterial für die Kinder und Medikamente. Schon zweimal bereisten Clubmitglieder Dindefelo, um die Hilfe besser kanalisieren zu können. Der 42-jährige Carim Camara, der als Erster seines Dorfes das Abitur absolvierte, ist dabei ihr Kontaktmann.
Er vermittelte den Passauer Schülern dank zahlreicher Fotos Eindrücke von seiner Heimat. Das 1500-Seelen-Dorf liegt 700 km östlich der Landeshauptstadt Dakar in einer recht grünen, bergigen Gegend und ist geprägt von großer Armut. Die Attraktionen der Gegend, einen 80 Meter hohen Wasserfall, champignonförmige Termitenhügel, exotische Blumen und einen Fluss, möchte man in Zukunft noch besser touristisch vermarkten, um der sehr armen Bevölkerung eine neue Einnahmequelle zu eröffnen. Dazu wurde auch ein Müllprojekt ins Leben gerufen. Vor allem Plastik, das in Afrika zu gedankenlos weggeworfen wird, soll in Sammelaktionen aus der Natur entfernt werden. Camara lobte die Sauberkeit in Deutschland und bewunderte die Einrichtung unserer Schule. Bilder von seinem Collège im Dorf zeigten 50 Kinder in einem eng besetzten Klassenzimmer mit stark abgenutztem Mobiliar. Bücher haben in der Regel nur die Lehrer. Die Schüler müssen daher viel mehr von der Tafel abschreiben als bei uns. Ihre große Leidenschaft ist das Fußballspiel. Man sah sie auf den Fotos mit den geschenkten Trikots aus Bayern, allerdings statt mit Fußballschuhen und Lederball mit Gummisandalen und einem selbstgebastelten Ball aus Stoff- und Plastikfetzen.
Die französische Sprache spielt im Senegal eine große Rolle. Es ist offizielle Sprache und die einzige Verständigungsmöglichkeit zwischen den vielen verschiedenen Volksstämmen mit jeweils eigenen, sich stark voneinander unterscheidenden Sprachen. Sobald die Kinder in die Schule kommen, lernen sie Französisch. Camara selber beherrscht mehrere afrikanische Sprachen, spricht fließend Französisch und auch gut Englisch.
Die Freudenhainer Schüler gewöhnten sich schnell an den afrikanischen Akzent Camaras und konnten dem Vortrag gut folgen. Am Ende stellten sie ihm Fragen auf Französisch zum Wetter, den Krankheiten, dem Essen, der Hygiene und zu den Kindern im Dorf. Sehr erstaunt waren sie zu hören, dass Mädchen bereits mit 12 bis 14 Jahren verheiratet werden und ihren Ehemann nicht selber aussuchen können. Auch ihm selber habe man eine Frau „gegeben“, die er mittlerweile lieben gelernt habe, erzählte Camara sehr offen. Mit ihren vier gemeinsamen Kindern lägen sie aber noch weit unter der durchschnittlichen Kinderzahl von 8 bis 10 im Dorf. Er selber wolle mit der Tradition brechen und werde seine Töchter nicht verheiraten. Sie sollten die Möglichkeit haben, zur Schule zu gehen. Das Bildungspotential der Mädchen sei gewaltig und müsse besser genutzt werden, um dem Land eine bessere Zukunft zu bereiten.
Am Schluss wünschte man Carim Camara alles Gute für seine Familie und sein Dorf und bedankte sich bei Herrn Schramm für die Begleitung seines Gastes und die lebendige Französischstunde für die Freudenhainer Französischschüler und -lehrer.
Marie-Luise Täuber